„Immer noch eine Wundertüte“
VGE-Co-Trainer Burkhard Skibitzki spricht über seine langjährige Erfahrung und Veränderungen im Hallensport
Elf Jahre Pause lagen hinter Burkhard Skibitzki, als er im April 2018 als Co-Trainer wieder bei den Frauen der Volleyball-Gemeinschaft Elmshorn (VGE) einstieg. Vor dem ersten Rückrunden-Heimspiel am Sonntag gegen den Wiker SV sprach der 58-Jährige über alte und neue Erfahrungen in der Regionalliga.
Haben Sie das Leben auf der Trainerbank eigentlich vermisst?
Burkhard Skibitzki: Nein, es war nicht so, dass ich unbedingt wieder einsteigen musste. Aber die Mädels hatten vorher schon ein paar Mal gefragt und wenn nicht jemand anders da gewesen wäre – sprich Mikel (Trainer Michael Behrmann, d. Red.) –, hätte ich vielleicht auch früher zugesagt. Jetzt passte es einfach, weil sich bei mir die privaten Umstände entsprechend entwickelt hatten. Ich hatte den Kopf frei für das „Abenteuer“ und hatte zuerst mit Einschränkungen zugesagt, den Klassenerhalt mit Mikel zusammen anzugehen. Ein Antrieb war auch, dass wir einige junge Spielerinnen haben, denen ich zutraue, dass wir sie ein bisschen weiter bringen können.
Wie ist die Aufgabenteilung zwischen Ihnen und Michael Behrmann?
Wir arbeiten gern zusammen und stimmen alles rund ums Team ab. Das klappt sehr gut. Ich leiste die nötige technisch-taktische Unterstützung und setze einige Schwerpunkte. Im Training und bei den Punktspielen hat das Team dann den Luxus zweier Coaches. Gern würde ich zusätzliches Einzeltraining anbieten, aber das gibt die Zeit nicht her.
Was bringen Sie aus Ihrer langjährigen Erfahrung mit ein?
Aufgrund meiner Ausbildung und Trainererfahrung versuche ich konzeptionell vorzugehen. Es sind individual-taktische und auch technische Feinheiten, an denen wir arbeiten. Volleyball ist halt eine komplexe Sportart. Es erinnert ein bisschen an damals, als ich mit Marc (Hasselmeyer, ehemaliger VGE-Coach, d. Red.) intensiv gearbeitet habe. Wir hatten versucht, schon im Jugendbereich ein Ausbildungskonzept zu etablieren.
Gucken Sie schon über die Mannschaft hinaus in die Jugend oder konzentrieren Sie sich auf die Regionalliga?
Die aktuelle Saison müssen wir erst einmal vernünftig zu Ende bringen. Elmshorn bringt immer wieder Talente hervor, aber es ist für die VGE eine Herausforderung, diese auf ein höheres Spielniveau zu bringen. Ich darf mit unseren jungen Spielerinnen Hanna (Dernehl, d. Red.) und Kim (Deutschendorf, d. Red.) ja noch nicht lange zusammenarbeiten und leider sind nicht alle jungen Spielerinnen wegen Auslandsaufenthalten dabei geblieben. Aber Mikel und ich versuchen zum Beispiel zu Kimberly Radmer, die jetzt in unserer zweiten Damen spielt, einen Draht zu halten. Sporadisch sehe ich ab und zu junge Damen, die vielleicht die Voraussetzung für höhere Aufgaben haben könnten.
Hat sich Volleyball in den elf Jahren Ihrer Pause weiterentwickelt? Hat sich das Spiel taktisch verändert im Vergleich zu Ihrer letzten Zeit als Trainer?
Ich kannte die aktuelle Regionalliga nicht, aber nach meiner jetzigen Einschätzung ist sie etwas schwächer vom Leistungsniveau gegenüber früher. Das ist aber auch nicht verwunderlich, denn es ist ja eine Dritte Liga dazwischen geschoben worden. Die Regionalliga ist – aus meiner Sicht – weniger athletisch als damals. Es werden mehr Sprungaufschläge gemacht und die Ballannahme im oberen Zuspiel ist dazugekommen. Was früher als technischer Fehler galt, ist heute in der Annahme erlaubt. Wir sind dabei, in dem Bereich aufzuholen. Es wäre schön, wenn solche Elemente bereits in der Jugend erlernt würden.
Kommen wir zur laufenden Saison. Sie haben eine wirklich gute Hinrunde gespielt. Welchen Eindruck haben Sie von Ihrer Mannschaft?
Sie ist immer noch eine Wundertüte. Man weiß nie, was als nächstes kommt. Wir haben in der Hinrunde von einer Riesen-Unterstützung in eigener Halle profitiert. Auswärts haben wir jedoch noch viel Unsicherheit und fehlende Konstanz in der Mannschaft gesehen. Andererseits hat das Team aber auch vor Weihnachten ein Spiel, das wir schon fast verloren hatten, noch zum 3:2 gedreht.
Haben Sie Angst, dass so ein 0:3 in Parchim wie vergangenes Wochenende das Team zurückwirft?
Natürlich ist eine gewisse Unsicherheit vor dem nächsten Spiel da. Auf der anderen Seite sind wir schon selbstbewusst genug für eine Trotzreaktion und hoffen wieder auf Unterstützung unserer tollen VGE-Fangemeinde.
Macht es das Training spannend, wenn man eine Altersspanne von mehr als 30 Jahren in der Mannschaft hat?
Anfangs war ich etwas vorsichtig, ob ich noch den Zugang finde – gerade bei diesem neu zusammengestellten Team. Aber die Spielerinnen sind alle sehr fleißig; das muss man betonen. Sie geben alles, um zum Training zu kommen. Die Trainingsbeteiligung ist gut und die Motivation hält an. Es gibt keine Grüppchenbildung und das kalendarische Alter zählt nicht, denn es sind alles Teamplayer. Die jungen Spielerinnen sind integriert und die älteren sind jung geblieben. Wir Trainer müssen diesbezüglich keine besondere Rücksicht nehmen. Spannend ist das aber irgendwie dennoch.
Wagen Sie schon einen Blick in die Zukunft, wie es im Sommer weiter geht?
Nein, da halte ich mich zurück. Ich weiß nicht, wie die Liga ausgeht. Ich bin optimistisch, falls wir die Regionalliga halten können.
Quelle: https://www.shz.de/22224792 ©2019




